Regionalliga West - Saison 2023/2024 - 31. Spieltag - Samstag 27.04.2024  - 14:00 Uhr
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„Haben uns viel von Bocholt abgeguckt“

Alemannias ehemals ärgster Konkurrent kommt

Wie genau der Samstagnachmittag in Aachen aussehen wird, weiß noch niemand. Klar ist: Ab 14 Uhr gastiert mit dem 1. FC Bocholt der Tabellendritte auf dem Tivoli.

Von Partylaune ist bei Alemannia-Trainer Heiner Backhaus keine Spur. Warum auch? „Uns fehlen nach wie vor zwei Punkte für den sicheren Aufstieg. Wir haben noch nichts in der Hand“, erinnert er auch vor dem Spitzenspiel gegen den 1. FC Bocholt mit Nachdruck all diejenigen, die schon sämtliche alkoholische Getränke kaltgestellt haben. Überhaupt lief die Woche am Tivoli ähnlich ab wie alle anderen. „Es wurde sogar noch härter gearbeitet“, berichtet Backhaus. Der Grund? „Wir müssen einfach besser spielen. Wir haben die letzten Partien oft mit mehr Glück als Verstand gewonnen“, ordnet der Coach selbstkritisch ein.

Das änderte allerdings nichts daran, dass nach dem jüngsten Auswärtssieg beim SC Paderborn II eine große Last von Spielern und Trainerteam abgefallen war. Zwar wurde der Aufstieg dort noch nicht geschafft, jedoch unternahmen die Tivoli-Kicker einen weiteren, gigantischen Schritt. So gigantisch, dass der Sprung in die 3. Liga bereits am Freitagabend ohne eigenes Zutun möglich ist – dann nämlich, wenn der direkte Verfolger Wuppertaler SV sein Auswärtsspiel bei Fortuna Köln nicht gewinnt. Backhaus will auch in diesem Fall von etwaigen Feierlichkeiten nichts wissen. „Wir bereiten uns am Freitag ganz normal auf Bocholt vor. Was am Abend passiert, können wir nicht beeinflussen“, sagt er.

Und der 1. FC Bocholt – das werden in dieser Saison alle halbwegs Interessierten mitbekommen haben – ist in der Tat ein Gegner, auf den man sich nicht akribisch genug vorbereiten könnte. In der vergangenen Woche schossen die „Schwatten“ um Top-Torjäger Malek Fakhro Kellerkind Rot Weiss Ahlen mit 5:0 ab. „Das ist eine Mannschaft, die wieder in die Spur gefunden hat. Die wollen uns in die Suppe spucken“, fasst Backhaus es zusammen. Die Elf vom Hünting war lange der Gejagte in der Regionalliga West, verlor die Tabellenführung erst kurz nach Rückrundenbeginn an die Alemannia. Danach war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden Teams, erst allmählich konnte Schwarz-Gelb den FCB distanzieren. Für die Überraschungsmannschaft der Liga ist die Spielzeit 2023/24 trotz des Nicht-Aufstiegs dennoch jetzt schon ein voller Erfolg. Und: Das Team von Trainer Dietmar Hirsch war das einzige, das die Alemannia in der Backhaus-Ära schlagen konnte.

„Da wurden wir mit 3:0 nach Hause geschickt“, erinnert sich Bastian Müller an den grauen Novembertag am Hünting zurück. Und Kapitän Mika Hanraths, seines Zeichens ehemaliger Bocholter, fügt hinzu: „Wir haben uns viel von Bocholt abgeguckt. Die hatten eine Mentalität, da hat jeder für jeden gekämpft. Das haben wir von da an auch für unser Spiel verinnerlicht.“ Ergebnis dieser Erkenntnisse ist eine Ungeschlagen-Serie von 16 Spielen, die an diesem Wochenende in den Aufstieg gipfeln könnte. „Diese Vorzeichen kannst du nicht ausblenden. Trotzdem müssen wir weitermachen, bis es feststeht“, unterstreicht Müller, der bereits bei der Fast-Meisterschaft 2015 im Aachener Dress auflief. „Ich bin hier heimisch geworden. Auch für mich wäre es eine emotionale Sensation“, erklärt er.

Die Euphorie in der Stadt kennt natürlich kein Halten mehr, über 30.000 Fans werden im Spitzenspiel erwartet – der nächste Regionalliga-Zuschauerrekord bahnt sich an. Fit sein werden dabei übrigens alle Spieler, die es auch schon in der letzten Woche waren. Auch der im Training umgeknickte Sasa Strujic wird aller Voraussicht nach spielen können.

Alle Fans, die keine Karte mehr für das Topspiel ergattern konnten, können wie immer auf den Alemannia-Liveticker zurückgreifen. Daneben stehen auch der Audio-Stream von 100,5 – DAS HITRADIO und der SPORTTOTAL-Livestream bereit. Mit Blick auf die Bilanz steht für die Alemannia bei neun Siegen, vier Remis und acht Pleiten ein leichtes Plus zu Buche.

Schiedsrichter der Partie vom 31. Spieltag ist wie im Hinspiel Patrick Holz aus Münster. Er wird unterstützt von Dr. Philip Roedig und Armin Sieber.

Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Johnen – Heister (46. Winter), Hanraths, Rumpf, Afamefuna (62. Bapoh), Strujic – Müller (72. Brasnic), Pagliuca (46. Bapoh) – Heinz, Töpken, Scepanik (46. Willms) / Trainer: Heiner Backhaus

1. FC Bocholt: Fox – Beckert, Frenkert, Janssen, Barak – Holldack, Wellers – König, Shubin, Lorch (78. Lunga) – Fakhro (87. Mesic) / Trainer: Dietmar Hirsch

Tore

0:1 Fakhro (8.), 0:2 König (67.), 1:2 Bapoh (74.)

Verwarnungen

  Shubin (31.),   Fox (81.),   Fakhro (83.)

Ecken

5 / 5

Schiedsrichter:

Patrick Holz (Münster) – Philip Roedig, Armin Sieber

Zuschauer:

31.034 (davon ca. 920 aus Bocholt)

Wetter:

18 Grad, bewölkt

Aufstiegsparty auf dem Tivoli

1:2 gegen Bocholt nur Nebenschauplatz

Wie nicht anders erwartet brachen bei Abpfiff alle Dämme: Die Alemannia ist zurück in der 3. Liga und ganz Aachen feiert ihre Aufstiegsmannschaft! Nebenbei wurde auch noch Fußball gespielt: Der 1. FC Bocholt gewann nach umkämpften 90 Minuten vor 31.034 Fans mit 2:1 am Tivoli.

Bereits kurz vor Schluss standen schon tausende Fans der Alemannia hinter der Seitenlinie, sie konnten es kaum abwarten, den Platz endlich zu stürmen. Das Geschehen in den 90 vorangegangen Minuten auf dem Platz hatten sie da schon längst ausgeblendet. Klar: Eine Niederlage ist immer ärgerlich, aber diese – die erste nach 16 ungeschlagenen Spielen – dürfte mit Blick auf die Vereinshistorie wohl in die Kategorie „verschmerzbar“ fallen. „Was hier gestern schon und jetzt nach dem Spiel los war und ist, ist unglaublich. Das muss man erst einmal realisieren“, rang Verteidiger Jan-Luca Rumpf nach einer ersten Bierdusche um Worte.

Der gesamte Druck war durch die Couch-Meisterschaft am Freitag abgefallen von der Mannschaft, die den gestrigen Abend mehr oder weniger feucht-fröhlich verbracht hatte. Das Ergebnis der Partie gegen Bocholt interessierte folglich schon vor dem Spiel nicht wirklich jemanden. Dennoch wurde selbstredend gespielt und das übrigens auch von beiden Teams teilweise sehr ansehnlich. Die von über 1000 Fans unterstützten Gäste erwischten dabei den besseren Start als die Hausherren, die mit Rumpf und Lukas Scepanik anstelle von Franko Uzelac und Julian Schwermann begannen: Malek Fakhro hatte bei einem Gegenstoß zu viel Raum in Sechzehnernähe, ließ noch einen Alemannen aussteigen und schweißte die Kugel sehenswert zum 0:1 in die rechte obere Ecke – unhaltbar für Marcel Johnen (8.). Zuvor hatte Teamkollege Marvin Lorch schon eine gute Chance zur frühen Führung ausgelassen (3.).

Der guten Stimmung auf dem Tivoli tat das 0:1 natürlich keinen Abbruch. Fast hätte Thilo Töpken auch die nahezu postwendende Antwort hinterhergeschickt, aber sein Schuss nach Flo-Heister-Vorlage ging knapp rechts daneben (14.). „Manche von uns sind nach der Nacht gestern auf dem Platz herumgelaufen wie Falschgeld“, lachte der Fast-Assistgeber Heister mit Skibrille auf der Nase nach dem Spiel. So sah die Aktion allerdings nicht aus und auch in der Folge bewegte sich die Partie auf ausgeglichenem Niveau – jedoch hätte die Mannschaft von Hünting schon vor der Pause erhöhen können, wenn nicht müssen: Marvin Lorch scheiterte kurz vor dem Kabinengang freistehend an Johnen, der sensationell zur Ecke abwehrte (41.).

Mit dem ersten Halbzeitrückstand seit dem Hinspiel ging es zum Pausentee, während auf den Rängen das längst legendäre Lied „Aus meinem Traum bin ich heut‘ aufgewacht, von Meisterschaft und UEFA-Cup…“ angestimmt wurde. Aus den Katakomben kamen die Schwarz-Gelben nicht nur mit einem Dreierwechsel, sondern auch als die bessere Mannschaft und begannen, am Ausgleich zu schrauben. Dann allerdings lief die Truppe von Heiner Backhaus in einen Konter, Bocholt griff in einer 4:3-Überzahl an – das Endprodukt war ein Schuss an den Außenpfosten von Lorch (54.). Auf der anderen Seite wurde ein Schuss des eingewechselten Julian Schwermann für FCB-Schlussmann Lucas Fox gefährlich abgefälscht, aber der Keeper hatte die Kugel im Nachfassen (60.).

Wenig später das 1:1… eigentlich. Der ebenfalls eingetauschte Uli Bapoh zimmerte den Ball unter die Latte, von wo das Spielgerät klar hinter die Linie prallte. Das Schiedsrichtergespann entschied dennoch auf kein Tor und Weiterspielen – zu Unrecht (64.). Quasi im direkten Gegenzug erhöhte Bocholt auf 0:2, weil Phillip König plötzlich frei durch war und Johnen locker umkurvte (67.). Bitter, aber verschmerzbar. Auch, weil die Zeit heruntertickte und der große Platzsturm immer näherkam. Kurz, nachdem Fakhro nach einem scharfen Ball von rechts freistehend das 0:3 verpasste (74.), strafte ihn Bapoh ab und traf zum Anschluss – der agile Offensivmann überwand Fox aus kurzer Distanz (74.).

Das soll es vom Spiel gewesen sein – wenn der mit nach vorne gekommene Johnen bei der letzten Ecke den Ball zum 2:2 reingeköpft hätte, wäre der Tivoli womöglich umgekippt. So feierten Mannschaft und Fans friedlich auf dem Rasen und Coach Backhaus fand wieder einmal die treffenden Worte an die ganzen jecken Alemannen: „Ohne euch hätten wir das nie geschafft.“

Dem können wir uns nur anschließen uns sagen: Reißt die Stadt ab, Leute! Wir sind drittklassig!

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